‘LINES FROM THE DIARY’ / City Museum of Wrocław 2011

‘Lines from the diary’ is the title of the exhibition and a new project in my artistic career inspired by Willy Cohn’s diaries. It consists of large-scale graphics appended with quotes from the diaries. They present a dramatic story of a Wroclaw Jew and his family in the fascist times. The combination of expressive drawing, moving text and large scale creates a powerful effect. The paintings which are three meters tall and almost two meters wide surround the viewer and don’t allow him to stay indifferent. This series comprising a dozen monumental works is meant not only to illustrate Willy Cohn’s diaries but also to refer to images of contemporary Wroclaw, which have been greatly transformed. The link between these two is Wroclaw architecture and buildings that have lasted until now while the photos of inhabitants of Wroclaw before WWII (Willy Cohn, his relatives and characters he described in his diaries) and current inhabitants (local authorities and celebrities and my friends too) are intended to remind us of the passing time. 

The form I’ve chosen diverts from the conventional way of presenting illustrations.
Normally illustrations function in books.
The aim of my work is to find a new place for illustration and text where they could both function. This search for new ways of artistic expression is an attempt to rise to the challenges posed by the contemporary world and the man. Technological developments change not only the artist’s methods of work but also viewers’ awareness. Viewers expect from the artist to employ unconventional ways of artistic expression, which are to reflect the artist’s ability to react quickly to the changing reality, but which are also supposed to bear similarity to the classical methods that an average viewer has learnt to understand. The combination of traditional graphic techniques and new digital ones is my proposal for the contemporary viewer and reader. This is why I use simple means in my drawings and later transform them digitally into large-scale projects. My favorite tools are ink, stick, pencil and tablet and I like combining lines with uniform surfaces of black and white and make use of different kinds of lines: straight, wavy, dotted and broken. I combine drawing and painting with printmaking and graphic design. I choose to reduce the range of colors in favor of drawing which I superimpose on a digital printout and amplify to make it more powerful and striking.
Typography constitutes an important element in my work. Small pieces of writing and quotes
are present in nearly all my works.
I believe diaries to be the most personal genre in literature. In the field of fine arts they can be said to resemble sketches. This is why my illustrations for this particular publication look like sketches. In my opinion a sketch captures the character of diaries in the best and most complete way. Inspiration for the works is diaries of Willy Cohn (1933-1941).

‘LINES FROM THE DIARY’ / City Museum of Wrocław 2011

Den Titel würde ich als „Stiche aus dem Tagebuch“ übersetzten (im Sinne von Zeichen, Aufzeichnungen – es sollte damit der Hinweis auf den performativen Charakter der Tagebücher als Form, zugleich aber sollte der Assoziationsraum für die plastische Ausstellung eröffnet werden). Die Ausstellung setzt sich aus großformatigen Grafiken zusammen, die jeweils mit einem Zitat, oder einem kurzen Text-Fragment aus den Tagebüchern Willy Cohns versehen werden. Sie zeigen eine sehr dramatische Geschichte eines Breslauer Juden und deren Familie in der Nazizeit. Die Verbindung zwischen einer sehr expressiven Zeichnung, einem sehr bewegenden Text und dem großen Format machen eine sehr aussagestarke Ganzheit. Die Bilder sind drei Meter groß und zwei Meter breit, sie „umhüllen“ den Betrachter, lassen so auch nicht zu, an ihnen gleichgültig vorbeizugehen, sie ermöglichen dem Zuschauer eine komfortable Gleichgültigkeit nicht zu. Dieser Zyklus hat zum Ziel nicht nur die Tagebücher Willy Cohn zu illustrieren, oder ins Bild zu setzten, sondern versucht eine Darstellung des gegenwärtigen Wroclaws und eine Verbindung zwischen dem heutigen Wrocław und dem ehemaligen Breslau herzustellen. Das bindende ist die Architektur Wroclaws, die die Willy Cohn kannte und beschrieb und die bis an den heutigen Tag in der fast gleichen Form erhalten geblieben sind. Ein zweites Bindungselement, das zugleich auch der Verweis auf die verrinnende Zeit sein soll, sind die Porträts und Bilder der Bewohner Breslaus aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg (darunter vor allem Willy Cohn, seine Familie, Bekannten und die in den Tagebüchern beschriebenen Personen) und die Bewohner Wroclaws von heute (darunter sowohl die heutigen Prominenten, wie auch meine Bekannten und Familie).

Auch die Form, die ich gewählt habe, setzt sich von der gängigen und konventionellen Gebrauch der Illustrationen ab. Im klassischen Verständnis funktioniert die Illustration in einem ganz vorbestimmten Rahmen, vor allem im Buch, als Buchillustration. Ein erklärtes Ziel meiner Arbeit und meines Projektes ist es, für die Illustration (und den dazugehörigen Text) einen neuen Platz, einen neuen Raum zu finden, indem sie funktionieren könnte. Ich möchte dadurch die Illustration auch ein bisschen aus der Nischen-Kunst an breitere Zuschauerkreise zu führen. Die Suche nach diesen neuen Ausdrucksformen verstehe ich als Antwort auf die sich verändernde Bedürfnisse der heutigen Welt und des heutigen Menschen. Es ist ferner auch eine Antwort auf die sich sehr rasant verändernden Rezeptionsbedingungen und Rezeptionsverhalten des heutigen Publikums. Der gegenwärtige Zuschauer fordert einerseits ein direktes Reflektieren seiner sich verändernden Wirklichkeit, anderseits sucht er nach stabilen, klassischen Reflexionsmustern. Meine Arbeiten versuchen beides zu vereinen. Einerseits verwende ich klassische, traditionelle Grafik-Techniken, dann aber forme ich diese Zeichnungen mit Hilfe von digitaler Technologie in großformatige Projekte um. Ich arbeite bei den Bildern mit der Tusche, dem Stock, dem Bleistift, ich verbinde Stiche mit schwarzen und weißen Tüpfelflächen, ich benutze sowohl gerade, wie auch unterbrochene und fließende Linien. Ich verbinde Zeichnung, Malerei mit Grafik und Design. Ich benutze ganz bewusst eine sehr reduzierte Farbpalette um den Zeichnungen eine bessere Geltungsfläche zu ermöglichen, da die Zeichnung, wenn sie dann auf einen digitalen Ausdruck geworfen und mehrere Male vergrößert wird, noch stärkere Aussagekraft evoziert. Im Rahmen der Ausstallung entstanden mehrere Hundert Porträts, Zeichnungen, Skizzen von Willy Cohn, seiner Nächsten, sowie der in den Tagebüchern beschriebenen Personen. Nur ein Teil davon konnte bei der Ausstallung verwendet werden.

Die Tagebücher sind die intimste (und die performativste) Form der literarischen (Selbst)Aussage. Deswegen habe ich mich bei ihrer Transformation auf die bildende Künste der Skizze bedient. Meine Illustrationen haben einen skizierhaften Charakter und der Kongruenz zwischen Literatur und der Bildenden Kunst gerecht zu werden.